70 Schafe, 9 Hunde und 2 Katzen in Dänemark

Es fängt an, wie solche Geschichten immer anfangen, zuerst ist es eine Schnappsidee, dann realisiert man, es ist tatsächlich mehr als eine Idee, dann kommen die Bedenken und ja, dann ist es so weit.

Zurück auf den Anfang. Freunde haben eine Schaffarm in Dänemark, züchten Border Collies, nehmen an nationalen und internationalen Trials teil.

Für September stand die Teilnahme am World Trial in Irland an, d.h. mit vier Hunden wollten sie 2 Wochen unterwegs sein. Und ich, ja ich, kam auf die Idee, ich könne ja einhüten. Mit Hunden kenne ich mich aus, Katzen sollten nicht das Problem sein, nur das Thema Schafe, bzw. das abendliche in den Stall Bringen bereitete mir doch etwas Kopfzerbrechen, hatte ich bis dato doch genau keine Erfahrung damit, vom Einsatz der Border Collies mal ganz zu schweigen. Bekanntermassen hüten mein Border Collies ja nicht. Im Sommer hatte ich dann die Gelegenheit, mal auszuprobieren, wie das denn so ist. War das schon schwierig genug, ich kannte auch den Hund nicht, machte es mich dann doch ein wenig sicherer, dass ich nicht allein vor dem Problem stand, die Schafe zu bewegen, sondern ich hatte ja Anleitung vom Profi. Immerhin drei Kommandos beherrschte ich dann zumindest.

Am 6. September war es dann so weit. Alle weg, ich stand auf dem Hof und fühlte mich doch ein wenig verlassen, der nächste Nachbar weder in Hör-noch in Sichtweite. Die Ansage, immer, wenn ich auf dem Hof unterwegs bin, solle ichGein Telefon dabei haben, bekam plötzlich Sinn. Als erstes machte ich mich erstmal richtig bekannt mit Taff, dem Border Collie, den ich für das Bewegen der Schafe einsetzen sollte. Und ja, es ist schon ein ganz anderes Gefühl, zu wissen, dass der Hund seinen Job erstklassig beherrscht, und er eine grosse Hilfe sein wird – denn eins war klar, die würde ich brauchen. Am ersten Abend wurde es dann spannend. Die Schafe mussten von der grossen Weide in einen kleineren, durch ein Gatter getrennten Bereich. Dort bekamen sie ihr Zusatzfutter und es hatte den Vorteil, dass sie in den nächsten Tagen zielstrebig zum Gatter kommen sollten. Nun sind Schafe ja auch nicht dumm. Die Kunst bestand darin, die Schafe vom Gatter weg zu halten, damit sie nicht durchrannten, wenn ich das Gatter noch nicht aufhabe. Bei 70 Schafen wäre das sicherlich unangenehm geworden. Im Laufe der nächsten Tage konnte ich meine Fähigkeiten deutlich verbessern, Taff und ich haben uns gut veratanden. Das eindrucksvollste Erlebnis war der Abend, an dem es stürmte, regnete und ich die Schafe auf der Weide nicht sehen konnte durch den Regen. Ich fasste mir ein Herz, schickte den Hund und was soll ich sagen, eine wirklich grossartige Erfahrung, mit einem Hund zu arbeiten, der seinen Job beherrscht, und diesen auch machen will. Das Thema Leckerlie und Motivaton ist da gar keins.

Über Frösche im Haus, Frösche im Stall, Frösche in der Hundetränke will ich nicht viele Worte verlieren, ausser: gewöhnungsbedürftig. Meine Hunde jedenfalls fanden es richtig toll, Gas geben auf den Wiesen, keine anderen Hunde, die „Guten Tag“ sagen wollen. Wir haben einen Ausflug an den VeileFjord gemacht. Hunde dürfen in Dänemark auch im Sommer an den Strand, an der Leine. Ab 01.10. auch ohne Leine. Und in der Nachsaison findet sich an der Ostsee immer ein Plätzchen, an dem man seine Ruhe hat.

Das Naturschutzgebiet Trelde Naes ist wirklich einen Tagestrip wert.

Ich hatte vor, mir in Dänemark einiges anzuschauen, was ich noch nicht kannte. Ich wollte auf jeden Fall mal einen Bunker des Atlantikwalls sehen, ich interessiere mich sehr für Geschichte. Also fuhr ich einen Tag quer durch Dänemark in Richtung Norden nach Hanstholm, um mir das dortige Museum anzusehen. Ehrlich gesagt, die 2 Std Fahrt haben sich für mich nicht so recht gelohnt. Im Museum selber war ich nicht drin, es erschien mir nicht atrraktiv genug, um die Hunde noch weiter im Auto warten zu lassen. Ein kleiner Rundgang vermittelte dann schon einen Eindruck, wie die Festung aufgebaut war.

Wesentlich interessanter war dann, ein wenig südlich von Hanstholm gelegen, die Ansicht der Bunker in den Dünen. Die Vorstellung, solche Bunkeranlagen wurden von Norwegen bis Frankreich gebaut, um eine damals schon erwartete Landung der Allierten zu verhindern, lässt erahnen, welche hoher Aufwand betrieben wurde, welche Logistik und Produktion dahinter steckte, besonders interessant zu wissen in der heutigen Zeit.

Immer wieder habe ich davon gehört, wie schön Hvide Sande ist. Also beschloss ich, einen Tag quer durch Dänemark zu fahren, um mir diesen Teil der Nordsee anzuschauen. Das Wetter war nicht besonders gut, aber was solls, schliesslich sind wir nicht aus Zucker. Bisher kannte ich die dänische Nordsee eigentlich nur von der Insel Römö, weiter in Richtung Norden hatte es mich noch nicht so recht verschlagen. Auf dem Weg dahin kam ich am Leuchtturm Lingvyg Fyr vorbei. Ich hatte fest vor, trotz meiner Höhenangst, ein paar Fotos von oben mit nach Hause zu nehmen. Und ja, was soll ich sagen, der Umstand, dass schon der Weg zum Leuchtturm kostenpflichtig ist, erschien mir als geeigneter Vorwand, mein Vorhaben sein zu lassen. Nun denn, ein paar Fotos habe ich dann doch gemacht. Hier der Leuchtturm, ohne mich.

Nachdem ich mit den Hunden am Strand war, ein Strand, wo in den Dünen grosse Windräder stehen, war für mich auch eine ganz neue Erfahrung, wollte ich mir dann doch noch den Ort Hvide Sande ansehen und bin so ein wenig durch die Gegend gekurvt. Mein Fazit: Ein Hafen und Tourismus.

Zwei Wochen Dänemark mal ganz anders, abseits des Tourismus, weitestgehend auf sich allein gestellt, an einem Ort, den ich so noch nicht kannte, das war meine Aktion „Raus aus der Komfortzone 2023“. Mal sehen, ob mir für 2024 etwas einfällt, um mal Urlaub ganz anders zu machen.

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